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-Alltagsleben und alles Drumherum-

Hella                                                                            19.08.2022-11.09.2022

Blog 3

Hast du dich schon eingelebt? Eine der meist gestellten Fragen in letzter Zeit. Ich bin nicht immer ganz sicher wie ich diese Frage beantworten soll : Wenn man einen Stundenplan Alltag nennen kann, dann würde ich sagen, dass ich schon eine Routine habe und mich mittlerweile an die Abläufe und das “In-Peru-Sein” gewöhnt habe. Andererseits ist wirklich kein Tag wie der vorherige…


Stundenplan
Puente – Wandbemalung

7 Tage Woche bedeutet 7 Tage etwas Neues. So empfinde ich meinen Alltag jedenfalls, und dass gefällt mir. Deshalb ist der erste Monat hier auch geflogen. Ich hatte die Gelegenheit hier viel zu machen und zu sehen, sodass ich zugeben muss, dass Putzen (obwohl ich finde, dass wir schon sehr gut auf Ordnung achten und wir heute Morgen einen gründlichen Wohnungsputz gemacht haben) manchmal aufgeschoben wird und man manchmal einen Ausflug zu Mall, der Unterrichtvorbereitung vorzieht – auch wenn man, das teilweise sehr bereut den Abend vorher. Da kommt es uns zu Gute, dass wir doch viele Freiheiten haben, was unsere Arbeit angeht. Vor 3 Wochen haben wir, neben Puente angefangen bei der Schule CEBE Santo Toribio zu arbeiten, die Kinder mit Beeinträchtigung unterrichten und haben angefangen auch unter der Woche bei Puente zu unterrichten.


Dienstag – Santo Toribio
Schulgelände Santo Toribio

Meine Arbeitswoche startet Dienstag bei Santo Toribio. Zuerst habe ich in einer Klasse für ältere Schüler mitgeholfen, aber über die Zeit, die ich dort nun schon arbeite, habe ich doch eine andere Klasse zugeteilt bekommen, zu der wesentlich mehr Schüler zählen. Das bedeutet im Klartext, dass ich von 6 auf 10 erhöht habe, was allerdings beides für eine Person eine Herausforderung darstellt, für dessen Bewältigung ich die ProfessorInnen dort sehr bewundere. Zwar sind nicht immer alle Schüler da, aber schon für 7 Kindern mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen eine geeignete Aufgabe zu finden, die für alle gleichermaßen schwer ist, ist gar nicht so leicht. Es gibt Kinder die Probleme mit dem Ausschneiden haben, andere werden im Sprechen gefördert und trotzdem wird versucht jedem Kind gerecht zu werden.

In meiner Klasse ist unteranderem ein Mädchen, welches nicht hören kann, aber sehr schnell und selbstständig arbeitet. Sie bekommt deshalb oft Extraaufgaben und Hilft oft auch den anderen Kindern, bei deren Aufgaben. Außerdem zeigt sie mir zwischendurch die eine oder andere Gebärde, sodass ich, neben Spanisch hier nun auch Señas lerne. Ich habe mir auch schon einige Kurse der spanischen Gebärdensprache auf YouTube angeschaut, denn mich beschäftigt dieses Thema gerade sehr und ich freue mich immer, wenn mir die Professora eine neue Gebärde zeigt.

Ein Tag bei Santo Toribio geht von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr, sodass wir mit dem Heimweg gegen 13.30 Uhr wieder bei Puente sind. Dabei ist es so geregelt, dass immer nur zwei von uns dort sind und die Anderen Unterricht bei Puente geben. Nach der Begrüßung von allen Schülern und dem Schreiben bzw. Legen des eigenen Namens, wird über das Datum des Tages, das Wetter und die anwesenden Schüler gesprochen. Dann wird ein Stuhlhabkreis gebildet und die Professora erklärt das Thema des Tages, momentan werden die Zahlen behandelt. Nach einer Arbeitsphase, Frühstückspause und Spielzeit auf dem Schulhof, werden Motorik- und Denkspiele gespielt, bevor die Kinder sich vor dem Tor sammeln und von ihren Eltern abgeholt werden.


Mittwoch – Deutsch und Tanzschule
Unterricht

Am Mittwoch beginnt mein Arbeitstag mit einer Stunde Deutschunterricht als Privatstunde. Gegen 9 kommt eine Schülerin zu Puente, der ich Deutsch als Fremdsprache ganz neu beibringe. Ich finde es total toll, dass ich nicht nur Englisch, sondern auch meine Muttersprache Deutsch beibringe, denn es ist sehr interessant zu sehen, was einfach und was ungewohnt für sie ist, bei einer Sprache, die für mich so natürlich ist. Man wird dafür sensibler. Nach meiner Deutschstunde folgt dann noch eine Stunde Gitarrenunterricht, den ich einem anderen Schüler gebe. Allerdings hat es bisher noch nicht begonnen, denn er ist momentan durch Klausuren sehr eingespannt – ich bin gespannt wie das wird.

Nach diesen beiden Stunden ist mein Arbeitstag vom Mittwoch dann vorbei und ich beschäftige mich danach meistens mit Unterrichtsvorbereitung. Und seit einer Woche besuche ich abends mit Isabell noch eine Tanzschule in Trujillo. Zuerst haben wir Bachata ausprobiert. Ein wunderschöner, romantischer und auch etwas intimer lateinamerikanischer Paartanz. Mir hat es sehr gut gefallen und ich will den in Zukunft auch lernen. Entschieden haben wir uns aber nun für Marinera, denn der ist noch typischer für Peru. Dieser Tanz wird oftmals Barfuß getanzt mit ausladenden bunten Röcken und Stofftüchern für die Frauen und Sombreros für die Männer. Es sieht sehr elegant, fast schwebend aus und strahlt sehr viel Freude an Bewegung und Selbstbewusstsein aus. Darauf wird bei dem Training aber auch stark geachtet. Wir haben zwei sehr sympathische, aber auch etwas penible TanzlehrerInnen, die sehr stark auf Details achten, uns aber auch gelobt haben, dass wir schnell lernen.


Donnerstag – Englisch mit den Kleinen
Englisch mit den Kleinen

Donnerstag ist mein längster Arbeitstag, denn nach der Zeit bei Santo Toribio und einer Pause, unterrichte ich gegen 5 Uhr zusammen mit Isabell noch 3 kleine Mädchen, im Alter von 5 bis 7. Dabei ist es auch gut, dass wir zu zweit sind, denn die Drei sind süß, aber auch gleichermaßen immer ernergiegeladen und schnell, sodass man aufpassen muss, dass alle drei beim Thema bleiben. Trotzdem habe ich sie schon in mein Herz geschlossen und mir macht der Unterricht und dass Fangen spielen am Ende sehr viel Spaß. Die letzten Englischstunden haben wir uns mit den Zahlen beschäftigt und machen viele Übungen dazu, denn die drei sind um die Uhrzeit oft verständlicherweise nicht mehr hochkonzentriert.


Freitag – Hermelinda
Markt Hermelinda

Freitags arbeite ich in der Regel gar nicht, denn dort helfen, Isabell und ich, Nena beim Einkaufen für den Puente-Tag am Samstag (was genau Puente ist habe ich in meinem letzten Blog erklärt – hier kannst du es nachlesen:). Zudem ist es auch unsere Gelegenheit frisch beim Markt einkaufen zu gehen und so fällt unser Wocheneinkauf auch immer auf den Freitag. Neuerdings planen wir unser Essen auch für eine Woche – mal schauen wie das in Zukunft so klappt. Den Einkauf erledigen wir dann größtenteils beim Hermelinda. Das ist ein riesiger Markt, bei dem man jegliches Obst und Gemüse frisch kaufen kann, aber auch Nüsse, Reis, Gewürze, Drogerieartikel, Eier, Fleisch und vieles mehr. Der Markt ist sehr beeindruckend und das Obst und Gemüse sehr günstig und unglaublich lecker. Also aufjedenfall einen Besuch wert. Besonders Avocados (genannt Paltas) sind hier wahnsinnig groß und cremig und es vergeht kaum eine Woche ohne eine Guacamole.

Abends gibt Isabell für ein Mädchen Klavierunterricht und wenn ich Zeit habe setzte ich mich gerne dazu. Beim letzten Mal habe ich so auch gelernt eine einfache Form von “Dance Monkey” zu spielen. Zum Ende kamen dann noch die anderen Mädels die mit uns auf dem Gelände wohnen dazu und wir haben fast drei Stunden zusammen Klavier gespielt, das war einer der schönsten Momente hier bisher.


Samstag – Puente-Tag
Puente

Samstag ist dann Puente -Tag. Da ich schon im letzten Blog davon berichtet habe, hier nur ein kurzer Überblick. Er beginnt um 8.30 Uhr mit dem Frühstück. Danach gibt es eine Stunde Unterricht bei eine der Professoras von Puente – entweder Geschichte, Kommunikation, Mathe oder Naturwissenschaften. Nach einer Stunde Karate (was ich übrigens ziemlich cool finde) und einer viertelstündigen Pause, beginnt meine Englischstunde für die Kinder von 8-11 Jahre. Momentan lernen wir die Zahlen von 1 bis 100. Bei letzten Mal in Form eines “Mensch ärger dich nicht”-Spiels in Menschengröße. Zum Ende wird meistens noch in Kleingruppen zu einem Wert von Puente gearbeitet, während ein Teil Flötenunterricht hat. Meistens ist dann noch etwas Zeit mit einzelnen Kindern noch etwas zu spielen oder ein bisschen Blödsinn zu machen, bevor sie dann, von Luis nach Hause gebracht werden.


Wochenende – Ausflüge und Reisen
ChanChan

Sonntag und Montag ist mein Wochenende. Dieses haben wir bisher sehr unterschiedlich gestaltet. Neben einer Shoppingtour in der Mall, einem erneuten Besuch in Huanchaco und Moche und einem Ausflug zur Ausgrabungsstätte Chanchan (bei der wir dieses Mal auch reingekommen sind), haben wir auch einen Ausflug nach Simbal gemacht mit unserem Mentor Wolfgang und seiner Frau. Simbal ist eine Stadt, ca. eine dreiviertel Stunde von Trujillo entfernt. Sie ist klein und bezaubernd und liegt umgeben von Bergen und Kakteen in einem sonnigen Gebiet. Wir sind erst zu einem Aussichtspunkt gelaufen und dann zu einem Fluss, haben zusammen Mittag gegessen, in einem süßen offenen Restaurant und haben uns später noch das Haus von Wolfgang in Trujillo angeschaut. Er ist sehr Musikbegeistert und so haben wir nach dem Kaffee trinken die Gelegenheit ergriffen und alle zusammen Musik gemacht – Wolfgang an der Flöte, Shawn an der Geige, Caro mit der Trompete, Isabell mit einem Mundklavier und ich an der Gitarre. Das war sehr lustig und irgendwie auch ein besonderer Moment.

Cumbemayo

Ein weiterer großer Ausflug und unsere erste richtige Reise ging nach Cajamarca. Dazu sind wir Samstagnacht mit dem Bus nach Cajamarca aufgebrochen. In Peru gibt es viele günstige Nachtbusse, mit riesigen bequemen Sitzen, auf denen man fast liegend schlafen kann. Gegen 4 Uhr nachts sind wird dann in Cajamarca angekommen und hatten das Glück, dass wir schon auf unser Hotelzimmer konnten. Den ersten Tag haben wir dann in der Innenstadt von Cajamarca verbracht. Wir haben den Plaza de Armas de Cajamarca besucht, einen Garten auf einen Berg, auf dem wir auch gepicknickt haben, einen kleinen Markt neben einem Zirkuszelt, die 14 Inkastaturen und ein tolles Restaurant. Am schönsten war aber der Moment in dem wir zwei ehemalige deutschen Freiwillige getroffen haben. Sie haben uns einige Tipps gegeben und als sie weiter gegangen sind haben wir uns geärgert, dass wir uns nicht mit ihnen vernetzt haben. Wie der Zufall es will haben wir sie aber am nächsten Tag bei einer unser Touren wiedergetroffen. Morgens waren wir bei Cumbemayo, eine archäologische Zone, mit wunderschönen großen Felsen und Natur.

Oscuro

Am Nachmittag war wir dann bei Otuzco. Das ist eine Inkagrabstätte, die von außen Aussieht wie ein Felsen mit vielen kleinen Fenstern. Zudem haben wir dann noch einen Garten besucht, der aussah wie ein kleiner Dungel und eine Käserei. Bei der zweiten Tour waren die Mädels auf der gleichen Strecke mit einem anderen Guite unterwegs. Nach ein paar Fotos, haben wir uns für abends mit ihnen verabredet. Und so waren wir abends mit ihnen zusammen in einer Musik-Bar namens Mr. Meerschweinchen (Mr.Cuys), die mit Flaggen, Bildern von Sängern und Kennzeichen dekoriert war. Wir haben viel mit ihnen geredet, viel von ihnen gelernt und zusammen mit weiteren Personen aus ihrem Hostel die Musik angehört. Es war ein wirklich toller Abend und schöner Abschluss unserer ersten Reise.

Cajamarca

Hast du dich schon eingelebt? Alles ist anders, aber so langsam entwickelt sich eine Routine. Trotzdem bin ich froh, dass es immer etwas Neues gibt und kein Tag wie der andere ist. Die oben beschriebenen Abläufe, sind nur ungefähr, denn es ändert sich immer etwas. Ich bin glücklich hier – und dass ist wohl die richtige Antwort auf die Frage 🙂

¡Hasta entonces!
Saludos desde Perú,

Hella