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8.-10. Monat in Bolivien

Anfang April unternahmen wir mit Freundinnen eine Wanderung. 
Da Karfreitag ein Feiertag war, hatten wir sogar ein dreitägiges Wochenende. 
Um Sonntag dennoch wieder recht früh nach Hause zu kommen entschieden wir uns für den präkolumbischen Wanderweg „Sillutinkara“, der in der Nähe von Unduavi beginnt und irgendwann auf den Inkapfad Choro trifft. Dieser wiederum endet dann in dem kleinen Ort Chairo, von wo aus man dann einen Minibus zurück nach La Paz nehmen kann.
Jeder von uns stattete sich, bevor es losging, neben Snacks und Obst mit 10 Brötchen aus. 
An unseren Rucksäcken befestigten wir noch die Isomatten und mit dem Zelt wollten wir uns abwechseln. 
Am Startpunkt des Wanderweges mussten wir uns in eine Liste eintragen.
Die dort zuständigen Polizisten erklärten uns die Route und meinten, bis wir zum Choro kommen würden, seien es etwa sechs Stunden. 
Nach einem kleinen Anstieg ging es zunächst erstmal eine ganze Weile bergab 🙂 und obwohl es ziemlich neblig war, beeindruckte uns die subtropische Umgebung mit der Vielzahl an Pflanzen sehr. 
Noch waren wir auch guten Mutes, obwohl unsere Schuhe bereits durch das Einsinken ins nasse Moos durchnässten. 
Irgendwann fing es dann aber an zu regnen und relativ schnell wurde uns bewusst, dass die zuvor ausgeschilderten Campingstellen eigentlich nicht vorhanden waren. 
Als wir auf eine andere Gruppe von Wanderern stießen, stellte sich heraus, dass der Wanderweg statt den angekündigten sechs Stunden, unter anderem durch die Wetterverhältnisse, wohl eher 12 Stunden dauern sollte. Langsam wurde es dunkel und mittlerweile wollten wir eigentlich nur noch von einer Bergrettung aus diesem Wald geholt werden, die es jedoch nicht gibt und Empfang hatten wir sowieso nicht. 
Zu unserem Glück verlief der kaum erkennbare Wanderweg schließlich auch noch durch einen vom Regen stark angeschwollenen Bach. 
Wir beschlossen, dass es viel zu gefährlich sei, diesen bei Nacht zu überqueren, weshalb wir wieder bis zu einer breiteren Stelle des Weges zurückkehrten, um dort unser Zelt aufzubauen. 
Es regnete in Strömen, was den Aufbau nicht leichter machte und als wir endlich ins Zelt konnten, nahm unser ganzes Gepäck und unsere nassen Sachen, die wir ausgezogen hatten, so viel Platz weg, dass wir uns nicht mehr richtig hinlegen konnten. 
Wir quetschten uns aneinander, auch um uns gegenseitig zu wärmen. Das funktionierte, bis irgendwann Wasser von unten ins Zelt eintrat. 
Die letzten Stunden, bis es hell wurde, saß Amelie auf einer Plastikflasche, um dem eintretenden Wasser zu entkommen. 
Am Abend hatten noch zwei weitere Wanderer ihr Zelt neben unserem auf dem Weg aufgebaut, die uns am Morgen rieten weiterzulaufen, statt den Weg wieder zurückzugehen. 
Wir überquerten also den knietiefen Wasserfall und liefen weiter Richtung Choro. 
Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatten wir alle nasse Füße. 
Als wir gegen zwölf Uhr zu einem kleinen Häuschen kamen, wo Kaffee und Saft verkauft wurden, hatten wir endlich den Inkapfad Choro erreicht. 
Es hatte auch endlich aufgehört zu regnen und nun waren es nur noch ein paar Stunden bis zu dem Dorf, von dem aus wir zurück nach La Paz fahren konnten. 
In La Paz machten wir es uns erstmal gemütlich, bestellten Essen und schauten gemeinsam einen Film. 

Sonntagmorgen zu Ostern backten wir einen Hefezopf und verbrachten den Tag mit Freundinnen.

Mitte April hatten wir unser erstes Tinku-Training. Tinku ist ein traditioneller Tanz, der ursprünglich aus Potosí kommt und von verschiedenen Tanzgruppen bei Straßenumzügen aufgeführt wird. 

Am 14.04, der Freitag vor den Ferien, stellten die Klassen ihre Produkte vor, die sie in der letzten Woche hergestellt hatten. 
Produkte wie Pesto, Marmelade, Steckenpferde und Puzzle hatten die Kinder selbst gemacht. 
Das Geld, welches sie durch den Verkauf einnahmen, werden die Klassen für ihre Klassenfahrt im September nutzen. 

Eine Freundin von uns feierte ihren Geburtstag und zwei Tage später, mit Beginn der Ferien, machten wir uns mit einem Nachtbus von La Paz auf den Weg nach Uyuni. 
Dort kamen wir bereits um fünf Uhr morgens an. Beim Verlassen des Busses kamen sofort verschiedene VertreterInnen der unzähligen Reiseagenturen, welche Touren in die Salar anbieten, auf uns zu und versuchten die Touristen von ihren Angeboten zu überzeugen. 
Wir buchten schließlich eine dreitägige Tour, welche um halb elf beginnen sollte. 
Die bis dahin verbleibende Zeit verbrachten wir damit, die kleine Stadt Uyuni zu erkunden und uns ein preiswertes Frühstück zu suchen, da wir beide unsere Kreditkarten vergessen und nicht so viel Bargeld dabei hatten und somit auf unser Geld achten mussten. 
Die Tour begann mit dem Besuch des Zug-Friedhofs. Alte, verrostete Güterzüge stehen hier im bereits beginnenden Nichts der Wüste und bieten viele Fotomöglichkeiten. 
Mit dem Shuttle ging es weiter in das kleine Dorf Colchani. Hier wurde uns die ursprüngliche Methode aus dem Salz der Wüste, Speisesalz zu gewinnen, gezeigt und verschiedene handgemachte Souvenirs angeboten. 
Das Salz der Wüste wird nur innerhalb Boliviens verkauft, was uns überraschte, da das Salz unendlich erscheint und zudem nach seinem Abbau sich selbstständig wieder nachbildet. 
Zudem erfuhren wir von aktuellen Spannungen zwischen den Einheimischen und den Inhabern der Luxushotels, welche sich in der Wüste befinden. 
Der nächste Halt der Tour befand sich bereits inmitten der unendlichen Weite der Salzwüste. Ein aus Salz bestehendes und mit tausenden Stickern beklebtes Gebäude bot Raum für das Mittagessen. Vor dem Gebäude befanden sich Flaggen verschiedenster Länder und eine Statue wies darauf hin, dass 2014 die Dakar genau dort stattfand.  
Der nächste Stop wurde eingelegt für ein kleines Fotoshooting. 
Unser Guide hatte verschiedene Objekte mitgebracht, um mit unserer ganzen Gruppe kreative und lustige Fotos vor der weißen Weite der Wüste zu machen.
Danach ging es zur Isla Incahuasi. Bei diesem Ort handelt es sich nicht um eine echte Insel, aber durch die flache Umgebung erscheint die Felsformation als solche. Beeindruckend ist auch, dass sie mit bis zu 14m hochgewachsenen Kakteen bewachsen ist. 
Wir sahen uns dann noch den wunderschönen Sonnenuntergang an, bevor wir dann im Dunkeln in unserem kleinen aus Salz gebauten Hostel ankamen.
Am Morgen fuhren wir erst zu Zugschienen, die durch die Wüste verlaufen, bevor es daraufhin aus der Salzwüste hinausging zu unserem nächsten Stopp, einer Felslandschaft, von welcher aus man Blick auf einen an der chilenischen Grenze gelegenen Vulkan hatte. 
Dann sahen wir uns zwei Lagunen an und aßen zu Mittag.
Es ging weiter zu einer Sandwüste, die umrahmt wurde von mehrfarbigen Bergen und in der Ferne waren schneebedeckte Bergspitzen zu erkennen. 
In dieser sandigen Umgebung tauchten plötzlich Felsen auf, auf denen wir Viscachas, kaninchen-ähnliche Tiere, entdecken konnten. 

Unser vorletzter Stopp an diesem Tag, ganz im Süden von Bolivien, waren weitere Felsformationen in der Salvador-Dalí-Wüste. 
Diese trägt ihren Namen aufgrund eines „Steinbaums“, der wie aus einem Gemälde von Salvador Dalí aussieht. Schließlich besichtigten wir noch die Laguna Colorada, welche vorallem durch ihre rote Färbung, aber auch die vielen Flamingos an ihrem Ufer ein sehr schönen Anblick bietet. 
Nach diesem letzten Stopp fuhren wir in unsere Unterkunft. 
Über diese wurde uns bereits berichtet, dass es nur zwei Stunden Strom gäbe und die Nächte sehr kalt werden würden. 
Tatsächlich wurde der Aufenthalt jedoch sehr gemütlich und wir hatten einen schönen und geselligen letzten Abend mit unserer Tourigruppe. 
Der letzte Tag begann schon in der Dunkelheit, da wir den Sonnenaufgang bei Gasieren beobachten wollten. Obwohl es bitterkalt war, war dies einer der schönsten Momente der Tour. 
Um uns wieder aufzuwärmen, war unser letzter Halt die heißen Quellen, in denen wir schwimmen konnten. 
Wieder in Uyuni angekommen, nahmen wir spät abends den Bus nach La Paz. 

Nur ein paar Tage später ging es für uns nochmal zum Tattoowierer, aber dieses Mal wollten wir selbst Tattoos gestochen bekommen. Ziemlich aufregend, da es unsere ersten waren, aber wir freuten uns auch auf unseren Termin. 

Am Tag darauf, dem 22. April, waren wir auf der Hochzeit von Doña Teres Tochter eingeladen, worüber wir uns unglaublich freuten. 
Schon morgens um 11 Uhr ging es in El Alto in die Kirche. 
Nach der Zeremonie wurde dem Brautpaar, den Trauzeugen sowie den Eltern des Paares gratuliert und man segnete sie, indem man Konfetti über ihre Köpfe streute. 
Bevor es dann zum Lokal ging, zeigte uns ein Arbeitskollege noch einen tollen Aussichtspunkt, von dem aus man über ganz Achocalla blicken konnte. 
Im Lokal fand noch die standesamtliche Trauung statt, es gab Essen und gegen Abend kamen immer mehr Gäste und es wurde viel getanzt. 
Die Gäste brachten Geschenke, wie beispielsweise Schränke, Kommoden oder Küchenherde sowie viele Bierkästen mit. 
Das Brautpaar und deren Familie begrüßte jeden Gast einzeln und segnete diesen mit Konfetti. 
Gegen Mitternacht sollte das Lokal dann schließen und wir machten mit ein paar KollegInnen aus, gemeinsam ein Taxi zurück nach La Paz zu nehmen. 
Je später es wurde, desto mehr Gäste waren sehr betrunken, was sich für uns ziemlich unangenehm anfühlte, da viele zu uns kamen, um Fotos mit uns zu machen. Unsere Stimmung kippte und unsere ArbeitskollegInnen, die dies bemerkten, versuchten uns zu unterstützen, was jedoch alles irgendwie nur schlimmer machte. Als wir fuhren, waren wir sehr erleichtert und noch mehr darüber, dass wir gemeinsam mit unseren KollegInnen das Taxi nahmen. 

Ende April fand unsere erste Bajada statt, an der wir mit unserer Tinkugruppe teilnahmen. 
Eine Bajada ist ein Straßenumzug, der zur Übung dient, man trägt noch nicht die Tracht und die Strecke ist kürzer als die der Entrada. 

Im Mai wurden wir offiziell durch eine “Bautista” in unsereTinkugruppe aufgenommen und nahmen fast jedes Wochenende an weiteren Bajadas Teil, um uns auf den Gran Poder vorzubereiten. 

Immer öfter waren wir damit beschäftigt, verschiedenste Accessoires für unsere Trachten zu besorgen. 
Kleine Spiegel, bunt gefärbte Federn, Bänder mit bunten Bommeln und und und. 

Ende Mai machte die 5./6. Klasse, in der Amelie mithilft, einen Ausflug in den Tierpark von La Paz.
Sie bekamen eine Führung, in der sie vieles über die Tierarten erklärt bekamen, sowie erfuhren, dass die Tiere dort alle aus Gefangenschaft, Zirkussen oder ähnlichen Situationen gerettet wurden. 

Am selben Wochenende fand in La Paz die Nacht der Museen statt. 
Nach unserem Tinku-Training gingen wir deshalb noch in die Stadt und schauten uns eine Ausstellung im Gebäude der Fundación Cultural, kleine Konzerte und verschiedenste Stände auf den Straßen an. 
In der Stadt herrschte eine richtig schöne Stimmung, da viele Menschen unterwegs waren, um sich die Kultur- und Kunstangebote anzusehen. 

Sonntagmorgen sahen wir uns ein Fußballspiel von Freunden an und hatten nachmittags ArbeitskollegInnen zum Essen eingeladen. 

Am 28. Mai fand die Preentrada statt, die letzte Probe vor der Gran Poder, welcher eine Woche später, am 03. Juni, stattfand.

Am 03. Juni starteten wir nach einiger Verspätung (hora boliviana) gegen 16 Uhr in der Nähe der Garita.
Alle waren ganz schön aufgeregt, überall waren Kameras, Scheinwerfer und super viele Menschen, die den verschiedenen TänzerInnen zujubelten.
Ein paar unserer Freunde sahen auch zu und brachten uns Wasser. 
Nach etwa vier Stunden hatten wir dann die 10km lange Strecke hinter uns und kamen in der Ave Simon Bolívar an. 
Gemeinsam aßen wir noch Fideos mit Papas und Roter Beete und tranken Té con Té, bevor es dann auch schon nach Hause ging. Am nächsten Tag, obwohl es ein Sonntag war, mussten wir nämlich arbeiten. 

In der Schule verkauften die Familien der Kinder Essen, um Geld für einen neuen Backofen für die Schulküche zu sammeln. 
Als wir gegen zwei Uhr gehen konnten, fuhren wir direkt nach Alto Chijini, von wo aus die Diana starten sollte. 

Die Diana ist eine etwas kürzere Entrada. Wir kamen bei unserer Gruppe an und als wir aus dem Bus ausstiegen jubbelten alle. Warum sie sich so sehr freuten, erfuhren wir keine Minute später. Nach Tradition war es notwendig dass wir ausgepeitscht wurden. 
Zwei Leute nahmen einen hoch auf den Arm, sodass mindestens zwei andere einen mit dicken Seilen schlagen konnten. 
Nach und nach kamen immer mehr Leute an, die alle durch die gleiche Prozedur mussten. 
Die Diana endete in einem Lokal, um unseren Auftritt bei der Gran Poder ausgelassen zu feiern. 

Mitte Juni gingen wir auf ein kleines Konzert von den Alandinos, eine sehr energetische Band, welche wir bei der Nacht der Museen entdeckten. 

Am Mittwoch, dem 21. Juni, wurde zur Sonnenwende das Aymara-Neujahr gefeiert. 
Dieser Tag ist ein Feiertag in Bolivien. 
Früh morgens gingen wir zum Mirador Killi Killi, der nicht weit von unserem Zuhause entfernt liegt. 
Dort waren bereits viele andere Menschen mit denen wir gemeinsam darauf warteten, bis uns die ersten Sonnenstrahlen berührten. 
Als es soweit war streckten alle die Hände nach oben und wünschten sich danach ein frohes neues Jahr. 

Am Tag darauf wurde in der Schule zu diesem Anlass ein Mesa (ein Altar, als Opfergabe an die Pachamama) vorbereitet.
Dieser besteht aus Cocablättern, aus Zucker geformten Figuren und weiteren symbolträchtigen Gegenständen. Nachdem jeder, der möchte, die Mesa mit Alkohol segnen konnte, wurde diese verbrannt. 

Dann begannen auch schon unsere Ferien.  Am selben Abend wollten wir noch einen Bus nach Sucre, der Hauptstadt Boliviens, nehmen. 
Dafür kamen wir allerdings zu spät zum Terminal, weshalb wir spontan nach Cochabamba fuhren. Von dort aus wollten wir sowieso gerne noch in den Nationalpark Toro Toro.
Aber auch das stellte sich als kleiner Fail heraus, da es außer teuren Privattouren an diesem Wochenende keine weiteren Tour-Angebote gab. 

Sonntag Nacht fuhren wir deshalb weiter nach Sucre. 
Nachdem wir zwei bis drei Stunden gefahren waren, hatte unser Bus eine Panne und auch nachdem unser Busfahrer am Motor gearbeitet hatte, ging es nicht weiter. 
Wir mussten also einige Stunden in der Kälte warten, bis uns schließlich ein anderer, wirklich sehr sehr alter Bus abholte, um unsere Reise fortzusetzen. 
So kamen wir dann sogar unerwarteter Weise ohne weitere Turbulenzen in der wunderschönen Stadt Sucre an. 

Wir besuchten den Mini-Eiffelturm, das Musef Museum, das Museum indigener Kunst, das Schokoladenmuseum von Para Ti und das Casa de Libertad und lernten unterdessen super nette Menschen kennen. 
Aber Sucre bietet nicht nur viele tolle Museen, Aussichtspunkte, Kirchen und Cafés. 
Ganz in der Nähe lassen sich nämlich Dinospuren aus der Nähe betrachten, die wir uns natürlich nicht entgehen ließen. 
Wie man vielleicht merkt, haben wir uns etwas in die weiße Innenstadt, ihren Flair und die leckeren Rellenos de Papa con queso o huevo verliebt, weshalb wir kurzerhand zwei Tage länger blieben. 
Doch nach vier tollen Tagen machten wir uns wieder auf den Weg nach La Paz. 

Hier tanzten Amelie und Magdalena bei der Entrada San Pedro am 01. Juli mit, wir gingen mit Marlenes Schwester, welche sie in der Zeit in La Paz besuchte, feiern und zelebrierten Amelies Geburtstag in einem Luxushotel mit tollem Frühstück und perfekter Aussicht. 
Am Nachmittag machten wir dann noch einen Ausflug in das Valle de las Animas, welches durch seine besonderen Felsformationen und ungewohnte Stille sehr beeindruckend ist.