Zum Inhalt springen

4 Wochen mit dem Rucksack durch Südamerika 

Die langersehnten Sommerferien begannen am 02. Dezember. In der letzten Schulwoche stellten zum einen die verschiedenen AGs  vor, was sie zusammen erarbeitet hatten, zum anderen wurde die Abschlussklasse liebevoll verschiedet. Leider konnten wir bei der Verabschiedung nicht dabei sein, da wir (mal wieder) krank zu Hause waren. Die ersten drei Tage der  Ferien nutzten die Lehrer und wir, um die Schule fürs nächste Schuljahr vorzubereiten. Zum Abschluss bekamen alle noch tolle Vorweihnachtsgeschenke, woraufhin auch unsere Ferien und somit unsere backpack Reise begannen. 

Unser erstes Ziel war eine, im Norden Chiles gelegene Stadt. Nach einer acht Stündigen Busfahrt kamen wir schließlich nachts, ohne Hostel, Bargeld und Internet in Arica an. Zum Glück begegneten wir jedoch einer sehr netten Familie, die uns half ein Hostel zu finden und uns weitere Unterstützung anbot. Den nächsten Tag verbrachten wir dann in der Stadt, am Strand und natürlich im Meer. Vor allem das warme Klima und die Palmen an den Wegesrändern gefielen uns sehr, jedoch hatten wir die Sonneneinstrahlung etwas unterschätzt, weshalb wir uns total verbrannten. 

Daraufhin ging es aber auch schon weiter nach Peru. Wir reisten über Tacna nach Arequipa, um dort in der Gegend insgesamt sechs Tage zu verbringen. 

Arequipa ist eine sehr schöne Stadt, in der uns vor allem die Innenstadt begeisterte. Dort sind die meisten Häuser aus weißem Vulkanstein erbaut, so auch die großen Gebäude, welche den Plaza de las Armas im Stadtkern einrahmen.

Wir buchten eine Tour für den nahegelegenen Colca Cañon, um in diesem eine zwei tägige Wanderung zu unternehmen. 

Am ersten Tag ging es für unseren Reiseguide, Alejandro, Samuel und uns erstmal sieben Stunden nur bergab, was jedoch auch bedeutete, dass es am zweiten Tag nur bergauf gehen würde. Die Nacht verbrachten wir in einem, ganz unten im Cañon gelegenem Dorf, welches nur zu Fuß oder mit Eseln zu erreichen ist. Die idyllische Wirkung der Natur wurde jedoch zum einen von dem leider sehr hässlichen Hostel und zum anderen von der Nachricht, dass sich die politische Lage in ganz Peru und vor allem Arequipa und Lima sehr angespannt habe, gestört. Uns wurde berichtet, dass sämtliche Straßen im ganzen Land blockiert wären und große, teilweise gewaltvolle Proteste in den Städten stattfänden, weshalb sich die Frage stellte, ob wir zurück nach Arequipa kommen würden. 

Am nächsten Tag setzten wir unsere Wanderung dennoch bereits um halb fünf Uhr morgens fort. Oben im Cañon angekommen, bekamen wir Frühstück und wurden dann sogar doch von dem kleinen Minivan abgeholt, der uns zurück in die Stadt bringen sollte. 

Unterwegs machten wir allerdings noch einen kleinen Zwischenstopp, um in heißen Quellen baden zu gehen. 

Die Straße, die der Van nahm, war schmal und sehr holprig, aber schließlich kamen wir an. Das Espinoza Hostel suchten wir uns aus, um für ungewiss lange Zeit in Arequipazu bleiben und zu warten bis die Straßen wieder frei werden würden. 

Vor allem zu Anfang machte uns dieses Gefühl der Ungewissheit sehr nervös. Wir nahmen Kontakt mit der Botschaft auf, traten mit anderen Touristen, welche sich in der gleichen Situation befanden, in Kontakt, verfolgten die Nachrichten und suchten nach einem Weg, wie wir schnellstmöglich das Land verlassen könnten. Obwohl manche Peruaner in der Situation sogar die Gefahr eines bevorstehenden Bürgerkrieges sahen, konnten wir uns stets an sicheren Orten wie einem kleinen Café, sowie unserem Hotel aufhalten. Wir wurden informiert über Militärflüge nach Lima, die für Touristen wie uns organisiert wurden. Als dann aber das Terminal für die Minibusse wieder öffnete und die Botschafterin Bescheid gab, dass die Straße nach Puno wieder freigeräumt sei, machten wir uns auf den Weg über Juliaca nach Puno

Als wir die verschiedenen Stadtränder passierten, wurde uns auch das Ausmaß der Proteste bewusster. Verkohlte Autoreifen und Steine auf den Straßen und Zuggleisen, eine angezündete Tankstelle und umgekippte Zäune. Unser sehr lieber Busfahrer brachte uns jedoch, sich ständig bekreuzigend, sicher durch die Blockaden. 

Da in Puno die Situation dennoch entspannt wirkte und wir uns sicher waren über den Titikaka-See eine dauerhaft mögliche Route zurück nach Bolivien gefunden zu haben, blieben wir noch zwei Tage dort. 

Wir sahen uns die Stadt an und machten eine Tour zu den Islas Uros und der Isla Taquile. Die Islas Uros sind kleine, schwimmende, von ihren Bewohnern künstlich angelegte Inseln aus Schilf. Sie bieten Platz für ca. drei Familien mit je etwa fünf Mitgliedern, welche von Tourismus und Fischfang leben. Während die Männer für die Instandhaltung der Inseln und Boote, sowie den Fischfang verantwortlich sind, kochen die Frauen und kümmern sich um die Kinder. Außerdem besticken sie Stoffe, die sie an Touristen verkaufen und an welchen sie jeweils ca. einen Monat arbeiten. 

Die Insel zu besuchen, sogar in die Wohnhäuser der Einheimischen eingeladen worden zu sein und einen Einblick in den dortigen Alltag zu erlangen war sehr eindrucksvoll und spannend, jedoch fühlten wir uns auch stets etwas unwohl so weit in die Privatsphäre der Menschen einzudringen und als Gast in den Mittelpunkt gestellt zu werden. 

Während auf den schwimmenden Inseln vor allem Aymara gesprochen wird, wird auf der sich ganz in der Nähe befindenden Insel Taquile Quechua gesprochen. Eine besondere Auffälligkeit dieser Insel ist die Kleidung der Einheimischen. 

Alle Männer tragen neben schwarzen Stoffhosen, weißen Leinenhemden und einer Veste, eine Mütze. An der Farbgebung der Mütze lässt sich der Beziehungsstatus erkennen. Bei den Frauen dienen dazu verschiedene Farben der traditionellen Röcke. 

Auch auf dieser Insel wurden wir sehr herzlich empfangen, mit einer Tanzaufführung begrüßt und lecker bekocht. Uns wurde zudem erklärt, dass es üblich ist zur Begrüßung mit seinem Gegenüber Coca-Blätter auszutauschen, die jeder in seiner Chuspa, einer kleinen Umhängetasche, bei sich trägt. 

Nachmittags ging es dann mit dem Boot zurück nach Puno. Von dort aus buchten wir unsere Überfahrt nach Bolivien und erreichten schon am nächsten Abend, ohne weitere Schwierigkeiten, La Paz.  

Kurz vor Weihnachten, am 19.12.2022, waren wir also wieder zurück und freuten uns auf Johannas Familie die uns für zwei Wochen besuchen kommen sollte. Die erste Woche verbrachten wir dann alle gemeinsam in La Paz, feierten Weihnachten, gingen in die Stadt und besuchten nochmals das Valle de la Luna

Daraufhin ging es gemeinsam nach Santa Cruz, um die zweite Woche in einer anderen und wärmeren Umgebung zu genießen. In Santa Cruz verbrachten wir dann nur einen Tag, um es uns dann im drei Autostunden entfernten Samaipata gemütlich zu machen. 

Wir besichtigten Fuerte de Samaipata, machten eine Wanderung durch einen Farnenwald und besuchten kleine Wasserfälle in denen wir sogar baden konnten. 

Als der Abreisetag vor der Tür stand, begleiteten wir unsere lieben Gäste noch zum Flughafen von Santa Cruz und setzten von dort aus unsere Reise in Richtung Südosten fort. 

Da es in Santa Cruz zu diesem Zeitpunkt ebenfalls Unruhen gab, waren wir uns noch nicht sicher, ob überhaupt Busse aus der Stadt fahren. Doch als wir am Busterminal nach Bussen fragten, konnten wir ohne Probleme Tickets kaufen.   

Unsere erste Fahrt dauerte 23 Stunden, bis wir endlich in der Hauptstadt Paraguays ankamen. 

In Asunción warteten wir weitere sieben Stunden auf unseren nächsten Bus. Nach nochmal fünf Stunden Busfahrt kamen wir endlich in der Ciudad del Este an. Diese liegt ganz im Osten Paraguays und somit gleichzeitig am Dreiländereck von Paraguay, Argentinien und Brasilien. 

Ganz in der Nähe befinden sich auch die Cataratas del Iguazú, durch welche die Grenze von Argentinien und Brasilien verläuft. Unbedingt wollten wir uns diese ansehen!

Mit einer Ausdehnung von 2,7 Kilometern und einer Höhe von bis zu 82 Metern zählen die insgesamt 275 Wasserfälle seit 2011 sogar zu den sieben Weltwundern. 

Wir besuchten sowohl die argentinische, als auch die brasilianische Seite der Wasserfälle. Dabei beeindruckte uns besonders die argentinische Seite, da man von dort alles aus nächster Nähe bestaunen konnte. Und auch wunderschöne Tiere, wie Äffchen, einen Coati, bunte Schmetterlinge, einen Surubí-Wels, einen Kaiman, Kappenblauraben und ganz viele Echsen konnten wir erblicken. 

Zwei Tage genossen wir die Wasserfälle aus nächster Nähe und sahen uns an weiteren Tagen die im Dreiländereck liegenden Städte Puerto IguazúFoz do Iguazú und die Ciudad del Este an. 

Anschließend fuhren wir mit einem Nachtbus wieder zurück nach Asunción. Diese Stadt gefiel uns auch echt gut, auch wenn wir ohne die Hilfe von sehr lieben Menschen, im ÖPNV der Stadt echt sehr aufgeschmissen gewesen wären. Unser nächstes Ziel sollte dann Tarija sein. Dafür fuhren wir bis nach Villa Montes, um dort umzusteigen. Auf dem Weg zurück nach Bolivien wurde unser Bus, so wie bereits auf dem Hinweg, dutzende Male kontrolliert. Im Bus probierten wir zum ersten Mal Chipá, ein traditionelles Teiggebäck. Nach vielen Stunden kamen wir dann endlich in Villa Montes an. Darauf, dass wir dort auch nochmal einige Stunden auf unseren nächsten Bus warten mussten, der uns letztendlich nach Tarija bringen sollte, waren wir allerdings nicht vorbereitet. Wir nutzen die Zeit dann jedoch, um die riesige Markthalle aufzusuchen, in der wir uns eine sehr leckere Pizza kauften. 

In Tarija verbrachten wir ein paar Nächte im Hostal Zeballos, welches super Zentral gelegen ist. Neben vielen kleinen Lädchen und Parks, bietet die Stadt unteranderem eine große, moderne Markthalle und Aussichtspunkte. Da in Tarija viel Wein angebaut wird, wollten wir es uns nicht entgehen lassen eine Weintour zu machen. 

Die Tour beinhaltete den Besuch von fünf verschiedenen Bodegas und unendlich vielen Wein- und Singaniproben. (Die Tour begann um acht Uhr morgens und dauerte etwa fünf Stunden!). Am nächsten Tag gingen wir noch in das kleine Museo Nacional Paleontológico Arqueológico, bevor es weiter nach Potosí ging. 

Potosí liegt auf einer Höhe von über 4000 Metern und liegt am Fuß des Berges Cerro Rico. Dieser verfügte über hohe Silber- und Zinnvorkommen, wodurch die Stadt im frühen 17. Jahrhundert zu einer der größten Städte der Welt gehörte. Zu dieser Zeit gehörte Bolivien noch zur spanischen Kolonie, wodurch man auch heute noch viele Kolonialgebäude in Potosí finden kann. Das Silber wurde vor Ort zur Münzprägung verwendet, um es dann auch in die USA und Europa zu liefern. Um uns diese Arbeit dahinter besser vorstellen zu können, besichtigten wir das Casa de la Moneda, in welchem damals, unter Sklaven- und Tierarbeit, die Münzprägung stattfand. 

In den Mienen arbeiten weiterhin noch mehr als 10000 Mienenarbeiter. Wir selbst machten eine Mienentour, geführt von unserem Hostelbesitzer, welcher selbst 12 Jahre in den Mienen gearbeitet hatte. Zuerst besichtigten wir den Mienenarbeitermarkt, auf welchem wir 96% Alkohol probierten und puren filterlosen Tabak rauchen konnten. Wir kauften kleine Geschenke für die Arbeiter, bestehend aus Singani, Cocablättern und Saft. Ebenfalls zu kaufen gab es Dynamit. Daraufhin ging es dann hoch auf dem Berg. Zunächst wurden wir noch zu einer kleinen Zusammenkunft einiger Arbeiter zum Biertrinken und Cocakauen eingeladen, wobei wir vor jeden Schluck Bier ein wenig auf den Boden kippen sollten zur Opferung an Pachamama. Auch beim Betreten der Miene führten wir dieses Ritual durch und opferten zudem noch ein paar Gaben an den sich am Eingang befindenden Tio. In der Miene hörten wir dann tief aus dem Inneren des Bergs einige Explosionen. Die Arbeiter, auf die wir trafen, waren teils im selben Alter wie wir und arbeiteten schon seit ein paar Jahren in den Minen, andere auch bereits seit 30 Jahren. Zwei 19 Jährige schoben einen 1,5 tonnenschweren Wagen an uns vorbei. Die schrecklichen Arbeitsbedingungen die in diesem unterirdischen Gangsystem herrschen waren während der ganzen Tour deutlich spürbar.

Im Restaurant Casona De La Pascualita probierten wir vor unserer Abreise noch die für die Stadt typische Suppe K‘alapurka. In diese Maissuppe wird ein heißer Vulkanstein gelegt, wodurch sie zum Kochen gebracht wird. 

Abends nahmen wir dann einen Bus wieder zurück nach La Paz