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Weihnachten, Silvester & Besuch in Santiago

Seit dem 20.12.22 wohne wir jetzt alle in verschiedenen Gastfamilien und können uns leider deswegen nicht mehr so häufig sehen, da unsere Gastfamilien alle in unterschiedlichen Stadtteilen von Frutillar wohnen. Ich wohne im Mirador de Frutillar, einer gated area ein wenig außerhalb von Frutillar alto. Meine Gastfamilie besteht aus Rafaela, einem Mädchen aus der dritten Klasse und ihren Eltern Maria Ignacia und Jorge. Die kleine Hündin Bruna ist ebenfalls Mitglied der Familie. So habe ich auch Weihnachten und Silvester mit meiner Gastfamilie und zum ersten Mal ohne meine eigene Familie und Freunde verbracht. Der Weihnachtsmann kommt hier in Chile in der Nacht von dem 24.12 auf den 25.12, weshalb die Geschenke erst um 12 Uhr nachts am 24.12 ausgepackt werden dürfen. Weihnachten wurde hier, wie auch bei mir in Deutschland im Kreis der Familie gefeiert. So habe ich direkt fast die gesamte Familie meiner Gastfamilie kennengelernt. Es gab ein großes Weihnachtsessen und es wurde vor allem sehr viel Alkohol getrunken. Schon um 17 Uhr nachmittags wurde mir ein Bier in die Hand gedrückt und im Laufe des Abends wurde munter weitergetrunken. Da meine Gastschwester erst neun Jahre alt ist, kam bei uns der Weihnachtsmann schon um 11 Uhr. Also mussten wir „Kinder“ um kurz vor elf Uhr raus gehen und den Weihnachtsmann suchen. Als wir dann nach ungefähr 20 Minuten zurück kamen lagen ganz viele Geschenke unter dem blinkenden, mit Kunstschnee bedeckten Plastikweihnachtsbaum. Nach meinem Gefühl ist Weihnahten hier eher ein Konsumfest, da die kleine Rafaela sofort begann ihren rieseigen Haufen Geschenke aufzureißen, der unter anderem ein neues IPhone enthielt. Auch ich habe einige Geschenke von meiner Gastfamilie erhalten, was mich sehr gefreut, aber auch überrascht hat, weil ich nicht damit gerechnet habe. Auch von meinen Eltern habe ich ein kleines Geschenk erhalten, dass Lauras Mutter, die über Weihnachten nach Chile geflogen ist, um ihre Tochter zu besuchen, netterweise mitgebracht hat. Vielen Dank noch mal hierfür 😊 Alles in allem war es ein ganz schönes Weihnachten, auch wenn Weihnachten bei 20 Grad und mit Plastikweihnachtsbaum nicht ganz meinem Geschmack entspricht…

Am Weihnachtsabend wurde ich noch von der Mutter meiner Gastmutter gefragt, ob ich sie und ihre 18-jährige Tochter nach Cochamo begleiten möchte, wo sie ihren Freund für zwei Tage besuchen würde. Also habe ich mich spontan dazu entschlossen dorthin mitzufahren. Cochamo liegt südlich von Frutillar, nahe der Grenze zu Argentinien, an einem Fluss, der ins Meer fließt. Landschaftlich ist es auf jeden Fall einen Besuch wert. Wir waren im Fluss baden und haben am nächsten Tag ein Ausflug zu den Columpios de Cochamo gemacht, ein Aussichtspunkt mit Schaukeln, die über dem Abgrund, mit Blick auf die Meerenge angebracht sind. Das war ein sehr schönes Erlebnis, mit einem atemberaubenden Blick auf die Landschaft.

Silvester wurde hier ähnlich wie Weihnachten gefeiert: Ein großes Essen mit Familie und Freunden. Da ich manchmal noch ein wenig unsicher mit meinem Spanisch bin und außerdem nicht immer weiß, über was ich mich mit den Erwachsenen unterhalten soll, habe ich fast den ganzen Abend mit den Kindern Fußball gespielt oder war Trampolin springen. Um Mitternacht haben sich dann alle lustige Faschingshüte und Girlanden angezogen, wir sind nach draußen gegangen und haben mit Sekt angestoßen. Dann wurde noch bis spät in die Nacht zu spanischer Musik getanzt. Für mich war dieses Silvester auch ganz anders als zu Hause, da ich zu Hause eher mit meinen Freunden als mit meiner Familie feiern würde. Trotzdem fand ich es ein schönes und vor allem sehr entspannten Silvester. Am nächsten Tag sind wir dann schon um 14 Uhr zu den Großeltern, zu einem Asado gefahren. Ein Asado ist so eine Art großes Grillfest, bei dem über einem riesigen Grill große Mengen Fleisch, meistens um einen Stock gewickelt, gegrillt werden. Hier ging das Alkoholtrinken direkt weiter, aber ich habe erst einmal eine Pause gemacht und lieber wieder mit den Kindern im Pool gespielt.

Vom 05.01 bis zum 10.01 bin ich dann alleine nach Santiago geflogen, um Freunde aus Deutschland zu besuchen, die über Weihnachten nach Chile geflogen sind, um dort ihre Familie zu besuchen. Noch in Deutschland hatten wir festgestellt, dass wir zur gleichen Zeit in Chile seien werden und ich wurde eingeladen, sie in Santiago zu besuchen. Von der Stadt Santiago an sich habe ich allerdings nicht allzu viel gesehen. Das lag zum einen daran, dass wir einen wenig außerhalb gewohnt haben und zum anderen, dass die Innenstadt sehr gefährlich geworden ist. Ich wurde sowohl von meiner Gastfamilie, als auch von der Familie in Santiago und einem Taxifahrer davor gewarnt, in das Stadtzentrum zu gehen, da hier die Kriminalität sehr groß sei. Über das bisschen, was ich von der Innenstadt gesehen habe kann ich sagen, dass es sehr groß, voll und laut ist. Die Stadt ist riesig und es wohnen um die sieben Millionen Menschen dort. Man braucht mit dem Auto ewig, um von einem Ort zum anderen zu kommen, da die Strecken sehr lang und Straßen voller Autos sind. Wir waren im Museum de Memoria, das über die Diktatur Pinochets aufklärt, beim Mirador de Santa Lucía, einem Aussichtspunkt in der Stadt und im Patio Bellavista, einer kleinen, hübschen Einkaufspassage, in der man viele handgemachte und lokale Produkte kaufen kann. Die restliche Zeit über wurden viele Freunde und Familie besucht und es gab vor allem viel und gutes Essen. So habe ich einige typische chilenische Spezialitäten wie zum Beispiel Empanadas de queso, sopaipillas (frittierte Teigfladen aus Kürbis und Mehl) und pebre (Tomatensalat mit viel Koriander) probiert – alles sehr lecker! Anstatt der Hauptstadt Chiles habe ich eher die chilenische Kultur ein wenig besser kennengelernt. Ich war wieder einmal überrascht über die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen. Bei fast allen Freunden und Familie, die wir besucht haben, habe ich Telefonnummern bekommen, bei denen ich mich melden könne, wenn ich Hilfe während meines Aufenthalts in Chile benötigen würde. Alle waren super freundlich und haben mich direkt als Teil ihrer Familie begrüßt. Vielen lieben Dank noch einmal an Familie Pinto Zarske, dass Ihr mir diese Erfahrung ermöglicht habt. Ich werde das chaotische, bunte und wilde Zusammenleben mit Euch auf jeden Fall vermissen – Es wurde nie langweilig mit Euch 😉