Es war noch bevor ich einen Fuß in das fremde Land gesetzt habe, da hat Kirgisistan mir eine, eigentlich zu erwartende, besondere Seite von sich gezeigt.
Fangen wir also an, mit meinem ersten großen Schreck. Das erste Mal als mir mein Herz in die Hose rutschte war nicht, als ich meinen Weltwärts-Vertrag unterschrieb, ich mich am Flughafen von meiner Familie verabschiedete oder im Taxi auf dem Weg vom kirgisischen Manas Flughafen nach Bischkek City saß. Nein, sondern als ich wortwörtlich noch zwischen den Welten schwebte.
Und das kam so: Mit einer monotonen Stimme wie immer kündigte der Pilot unsere Landung an. Ich schaue aus dem Fenster, um einen ersten Blick auf mein neues Zuhause für das kommende Jahr zu erhaschen und sehe … Felder, Berge und was von oben wie kleine Dörfer aussieht. Nur keine Großstadt! Gewöhnt an den Blick auf Berlin, Moskau oder Neu Delhi, habe ich vergeblich nach einer ähnlich großen Agglomeration gesucht. Saß ich im falschen Flugzeug? Hat sich der Pilot verflogen? War ich irgendwo im nirgendwo gestrandet? Alles unsinnige Befürchtungen über die ich später selbst lachte, und ihr nun auch.
Ein Blick auf die Zahlen: Bischkek hat nur knapp 1 Millionen Einwohner (2020). Im Vergleich dazu: Berlin mit 3.6 Millionen (2021), Moskau mit 12.7 Millionen (2020) und Neu Delhi mit 31.8 (2021). Mit diesem Wissen hätte ich vorbereitet sein sollen. Aber zu meiner Verteidigung: Ich war wohl noch etwas müde.
Es stellte sich nur heraus, dass das etwas größere Dorf von oben, von unten eine Hauptstadt bildet. Somit war meine erste Lektion in Kirgistan gelernt: Denke in neuen Dimensionen! Auch wenn Kirgistan mit ca. 199 950 km2 halb so groß wie Deutschland ist, zeigt die Einwohnerzahl von ungefähr 6.5 Millionen eine Größenordnung mit der ich bisher kaum in Berührung kam.
Die Vogelperspektive nun verlassen zu haben, wirkt Bischkek wie jede andere Stadt. Warten wir jedoch mein letztes Urteil ab, nachdem ich eine der Hauptstraßen vom einem Ende Bischkeks zum Anderen gefolgt bin – angeblich in nur 3 Stunden…
