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Dezember – Weihnachten auf chilenisch

Das Ende der Schule

Die Schüler sind eigentlich schon seit dem Beginn der WM im Ferienmodus. Die Spiele werden auch während des Unterrichts mit großem Interesse verfolgt. Teilweise wird hinter dem Rücken der Lehrer geschaut, aber gelegentlich (besonders wenn Deutschland spielt) auch mit den Lehrern gemeinsam. Der offizielle Unterricht endet allerdings erst am 13.12. Die Woche vor Unterrichtsschluss bestand jedoch nur noch aus einem Konzert der verschiedenen Schulbands, einem Tischtennisturnier, Plätzchen backen, Kahoot spielen und Weihnachtsdeko basteln. Am letzten Schultag gab es dann eine große Abschlussveranstaltung in der Turnhalle. Da die Chilenen sehr patriotisch sind, wird, bevor es losgeht, die chilenische Nationalhymne gesungen. Aber auch die deutsche Hymne wird angestimmt. Für mich ist es nicht nur das erste Mal, dass ich die chilenische Nationalhymne höre, sondern auch das erste Mal, dass ich die deutsche außerhalb eines sportlichen Kontextes höre. Nach einer Rede der Schulleiterin, bekommt jeder Schüler eine oder mehrere Auszeichnungen für Leistungen, die sie während des Schuljahrs erreicht haben. Zwischendurch singen die einzelnen Jahrgangsstufen Weihnachtslieder, die sie zuvor im Musikunterricht einstudiert haben. Insgesamt dauert die Veranstaltung über zwei Stunden. Danach geht es in die Sommerferien, die hier circa zweieinhalb Monate dauern. Zumindest für die Schüler. Die Lehrer, und somit auch ich, bleiben noch bis zum 22.12. in der Schule und bereiten das nächste Schuljahr vor.

Die erste Reise

Aufgrund eines langen Wochenendes hatte ich die Möglichkeit die erste größere Reise zu unternehmen. Da Antonia, Laura und Karl (er ist aufgrund einer Corona-Infektion verspätetet gekommen) keine Zeit hatten, habe ich mich alleine auf den Weg nach Valdivia gemacht. Valdivia ist eine Großstadt, die ebenfalls von deutschen Einwanderern gegründet wurde. Bekannt ist sie für ihren Fischmarkt, ihre Lage an den Flüssen und Bier. Den Tag meiner Ankunft verbrachte ich damit das Zentrum zu erkunden, eine Bootsfahrt zu unternehmen und an der Promenade und über den Fischmarkt zu schlendern. Das Besondere an der Promenade ist, dass sie voll mit Seelöwen ist. Diese werden von den Fischabfällen des Marktes angezogen und klettern aus dem Wasser, um sich ihr fressen zu holen. Abends liegen an der Promenade größere Gruppen, die auch aggressiv gegenüber Menschen sein können. Am zweiten Tag meines Aufenthaltes fuhr ich mit einem Micro an die Pazifik-Küste. Micros sind blaue Kleinbusse, die einen für wenig Geld teilweise weite Strecken transportieren. Um einzusteigen kann man überall am Straßenrand winken und der Bus hält für einen an. Und auch aussteigen kann man an jedem Ort. Man muss nur dem Busfahrer Bescheid geben. Nach einer Fahrt von ca. einer Stunde kam ich in dem Küstenort Niebla an. Am letzten Tag besuchte ich zwei Museen. Eines befasste sich mit Rudolph Amandus Phillippi, einem deutschen Naturwissenschaftler, der in der Region Valdivia lebte und forschte. Das zweite Museum befasste sich mit einer Vielzahl von Persönlichkeiten aus der Geschichte Valdivias. Da ich noch einige Zeit bis zur Abfahrt des Busses totschlagen musste, verbrachte ich die letzten Stunden im Parque Saval. Dort gab es einen großen See mit sehr vielen Seerosen und einen kleinen Wald, in dem es sich gut spazieren ließ.

Weihnachten und Silvester

Am 23. holte ich, gemeinsam mit Patricia und Felipe, Pancho (meinen ältesten Gastbruder, der in Santiago wohnt) vom Flughafen ab. Er verbrachte Weihnachten und Silvester mit uns in Puerto Varas. Die Weihnachtsfeier unterscheidet sich prinzipiell nur wenig von einem deutschen Weihnachtsfest. Am 24. wird Abends viel gegessen und man verbringt den Rest des Abends im Kreise der Familie. Eine Besonderheit meiner Gastfamilie ist, dass der Weihnachtsmann wirklich vorbeikommt und mit den Kindern über das Jahr redet. Das chilenische Weihnachtsfest dauert deutlich länger, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Die Bescherung gab es erst um kurz vor eins. Um halb zwei kamen noch Verwandte von Patricia vorbei, die bis ca. drei Uhr nachts blieben.

Den Morgen von Silvester fuhr ich gemeinsam mit Pancho und Felipe zu einer Pferdetour. Dies war eines unserer Weihnachtsgeschenke. Nachdem wir uns mit unseren Pferden vertraut gemacht haben und sie gesattelt haben, machten wir einen Ausritt durch den Wald und am See entlang. Vom Strand aus hatte man einen tollen Blick auf den Vulkan und es war definitiv eine außergewöhnliche Silvester-Aktivität. Den Abend verbrachte die ganze Familie gemeinsam im Haus von Daniela und Carlos. Daniela ist die Cousine von Patricia. Es wurde wieder gut gegessen und getanzt. Zu Mitternacht werden zwölf Trauben für zwölf gute Monate im neuen Jahr gegessen. Außerdem wird zu Weihnachten und Silvester traditionellerweise der Kaffeelikör “Cola de Mono” (Affenschwanz) getrunken.